Nico Rose | Pommesgabel

Reflexion: Lebenszeit, vergeudet oder vergoldet?

Ob Lebenszeit vergeudet oder vergoldet wurde, versteht man meist erst in der Rückschau.

Fast auf den Tag vor 13 Jahren habe ich an der EBS Business School in Oestrich-Winkel meine Doktorarbeit über Controlling verteidigt, betreut von Prof. Dr. Utz Schäffer. Gerne würde ich etwas von einer wahnsinnig tollen Zeit schreiben, doch das entspräche nicht vollumfänglich der Wahrheit. Über viele Monate, im Grunde Jahre, habe ich deutlich mehr prokrastiniert als promoviert, in Wiesbaden auf Parkbänken gesessen und Buddha oder Hermann Hesse gelesen.

Das Thema meiner Arbeit war nicht „mein Thema“. Professor Schäffer hat die Promotion gut und fair begleitet. Doch auch der beste Doktorvater kann keine intrinsische Motivation herbeizaubern. Ich habe gelitten, meditiert, gewütet. An mir selbst und meinem Lebensweg gezweifelt. Mindestens einmal pro Jahr wollte ich alles hinschmeißen. Aber da war auch dieser andere Impuls: „Du musst durchhalten!“

Und durchgehalten habe ich. Summa Cum Laude, bei 35 Grad im Schatten. An manchen Tagen bin ich stolz auf mich, an anderen frage ich mich, ob es nicht mutiger gewesen wäre, aufzugeben.

Nico Rose | Promotion | EBS Business School

Was bleibt: All diese Erfahrungen haben meinem Leben eine Richtung gegeben. Nicht jene, mit der ich in die Promotion hineingegangen bin. Doch der Weg hat mich näher zu mir geführt. Umwege erhöhen die Ortskenntnis — und manchmal auch die Selbstkenntnis. Statt mich in Bücher über BWL zu vertiefen, habe ich eine Coaching-Ausbildung nach der anderen abgeschlossen. Reisen ins innere Ausland.

Davon zehre ich heute, davon lebe ich. Und natürlich auch von alldem, was ich durch die Doktorarbeit – trotzdem – gelernt habe. Menschen und Unternehmen sinnvoll beim Wachstum begleiten. Das möchte ich, das will ich, dafür bin ich hier.

Und so bin ich dankbar, dass ich vorgestern an der EBS Business School die Keynote zur Eröffnung der 1. Coaching & Leadership Conference halten durfte. Herzlichen Dank an Marie-Luise Retzmann und ihr Team! Das war, wie man es so schön nennt, ein Full Circle. 🙂