Nico Rose | Franchise Forum

Reflexion über Job Crafting: Wenn Arbeit nervt…

„Arbeit nervt“, haben Deichkind einmal gesungen. Andererseits: Das Leben kann nicht nur aus „Krawall und Remmi-Demmi“ bestehen. Ein gepflegtes „Bück dich hoch“ ist auch nicht zwingend die Lösung. Wie wäre es stattdessen mit ein bisschen Job Crafting, damit die Arbeit (wieder) „Leider Geil“ wird? Marcel Sluppke von der Hamburger Sparkasse hat mich vor einer Weile auf einen weiteren Deichkind-Song aufmerksam gemacht: „Wer sagt denn das?“ Seitdem leite ich Menschen in meinen Vorträgen und Workshops bisweilen dazu an, über diese Frage nachzudenken, nach dem folgenden Muster:

Nimm dir ein typisches Aufgabenpaket aus deinem aktuellen Arbeitsportfolio und stelle dir dazu die folgende Frage: „Wer sagt denn, dass ich das machen muss?“ Interessant wird´s, wenn man das Ganze mehrfach durchgeht, mit der Betonung auf unterschiedlichen Wörtern.

  • Wer: Steht es wirklich im Arbeitsvertrag? In einer Rollenbeschreibung? Wo kommt diese her? Ist sie in Stein gemeißelt oder verhandelbar? Nach einer gewissen Zeit im Job vergessen Menschen intuitiv, dass alle Regeln dort menschengemacht und prinzipiell besprechbar sind.
  • Ich: Muss ich wirklich die Aufgabe erledigen? Oder geht es beispielsweise darum, in einem Team gemeinschaftlich eine Leistung zu erbringen, sodass es z.B. möglich wird, Aufgaben untereinander zu tauschen? Gute Führungskräfte interessieren sich primär für Ergebnisse, nicht so sehr den Prozess dahinter. Das eröffnet Spielräume.
  • Das: Wer hat die Aufgabe definiert? Muss ich „genau das“ tun? Oder vielleicht etwas, das so ähnlich ist, aber den gleichen Zweck erfüllt? Oft geht es um ein Ziel hinter der Aufgabe, nicht die Aufgabe selbst.
  • Machen: Muss ich die Aufgabe selbst erledigen? Oder bin ich für die Erledigung verantwortlich? Das können zwei unterschiedliche Paar Schuhe sein (Stichworte: Delegation, Outsourcing). Es gibt viele Wege, etwas erledigt zu bekommen, ohne es selbst zu tun.
  • Muss: Was passiert, wenn die Aufgabe einfach liegenbleibt? Verliert die Organisation Kunden oder anderweitig Geld? Entsteht irgendeine Form von relevantem Schaden? Gerade in bürokratisch geprägten Umgebungen stapeln sich mit den Jahren Aufgaben, die keinen echten Sinn mehr in sich tragen, aber trotzdem “gemacht werden wollen”.

Job Crafting | Nico Rose

Damit ich nicht falsch verstanden werde: Es gibt durchaus gute Gründe, eine bestimmte Aufgabe genau nach Vorschrift auszuführen, vor allem, wenn es um Leib und Leben bzw. sicherheitskritische Vorgänge allgemein geht. Aber: Bei wie vielen Personen/Arbeitsrollen ist das wirklich so? Und wo haben wir irgendwann einfach aufgehört, die richtigen Fragen zu stellen?

Mehr zum Thema Job Crafting gibt es in diesem Artikel im Magazin Changement.