Nach einem Workshop vor einigen Tagen mit der Deutschen Bahn habe ich einen „Blumenstrauß“ bekommen. Darüber habe ich mich sehr gefreut, denn Blumen haben eine besondere Bedeutung in meinem Leben. Meine Frau bekommt regelmäßig Rosen von mir, nicht nur an Feiertagen. Die Geschichte dahinter:
Ich kaufe Blumen für meine Frau, weil sie es – natürlich – verdient hat. Aber vor allem wegen meines Großvaters. Er war Soldat im Zweiten Weltkrieg, wurde mehrmals verwundet und war zum Ende ein Jahr lang in Kriegsgefangenschaft. Als ich noch jung war, verbrachte ich viele Wochenenden bei meinen Großeltern. Wie so typisch für ältere Menschen, hat Opa mir immer wieder die gleichen Geschichten aus dieser Zeit erzählt: Meist schreckliche Erlebnisse, in denen er sah, wie Kameraden von Granaten in Stücke gerissen wurden. Aber es gab eine Geschichte, die ich immer wieder gerne gehört habe. In der ging es um seine Frau, meine Oma – und Rosen. Das ging ungefähr so:
„Weißt du, ich war nie ein besonders religiöser Mensch. Aber dort, als Gefangener, habe ich zu Gott gebetet. Und ich sagte zu ihm: Lieber Gott, wenn du mich zu meiner Frau zurückkehren lässt, verspreche ich dir, dass ich ihr bis an mein Lebensende jedes Wochenende Rosen kaufen werde.“
Soweit ich weiß, hat er sein Versprechen gehalten. Später, als ich ein junger Mann war und mein Großvater wegen seiner Kriegsverletzungen kaum noch laufen konnte, erledigte ich samstags die Wocheneinkäufe. Opa gab mir immer 20 Mark extra, damit ich im Blumenladen Rosen für Oma kaufen konnte. Die brachte ich ihm – und er schenkte sie ihr. So haben wir das gemacht. Bis zum Schluss.
Ich bin wahnsinnig froh, dass ich nicht erst in den Krieg ziehen musste, um zu erkennen, dass meine Frau einfach jede Woche Rosen verdient hat. Auf dich, Opa..