Da ich mittlerweile acht Bücher* veröffentlicht habe, sprechen mich zunehmend mehr Menschen an und fragen nach Schreibtipps oder allgemein „wie das geht mit dem Publizieren“. Ich halte mich jedoch meist zurück mit konkreten Ratschlägen. Im Austausch mit anderen AutorInnen merke ich immer wieder, wie unterschiedlich die Arbeit an einem (Sach-)Buch vonstatten gehen kann.
Manche Menschen setzen sich einige Wochen jeden Tag acht Stunden auf den Allerwertesten und sind dann fertig. Meine Perspektive: Das könnte ich nicht. Abseits der akuten Schlussphase arbeite ich selten mehr als vier, fünf Stunden pro Tag an einem Buch. Dann möchte mein Kopf einfach etwas anderes.
Manche Menschen machen vorab elaborierte Mind-Maps zu den Inhalten. Ich habe schon veritable Post-it-Wände gesehen, auf denen die Inhalte bis ins Detail abgebildet waren, bevor überhaupt das erste Wort geschrieben wurde. Meine Perspektive: Das mache ich nicht. Mein Vorgehen ist unstrukturierter. Ich diktiere viele Ideen ins Handy. Dann liegt eine Passage irgendwo in einer Mail, eine andere in den „Notizen“ auf meinem Handy, wieder eine andere in einem Word-Dokument auf meinem Desktop. Vieles behalte ich einfach im Kopf. Meist fällt es mir an der richtigen Stelle wieder ein, ich vertraue mir da aus Erfahrung selbst. Ich vermute allerdings, ein solches Vorgehen würde viele andere Menschen wahnsinnig machen.
Manche Menschen haben einen klaren Plan und schreiben das Buch dann (mehr oder weniger) von vorne bis hinten durch. Meine Perspektive: Das kann ich nicht, u.a. aufgrund des vorigen Punktes. Solange ich ein grobes Bild davon habe, wie das Endprodukt ausschauen soll (ungefähre Anzahl der Kapitel, einige Kerninhalte usw.), schreibe ich komplett nach dem Lustprinzip. Heute hier, morgen dort und wieder zurück. Das erste, was ich z.B. für Laut.Stark.Leben geschrieben habe, war der Epilog. Dann mal hierhin, mal dorthin, je nachdem, was mich an einem bestimmten Tag inspiriert hat. Gerade eben hatte ich z.B. Lust auf die Dankesworte.
Manche Menschen schreiben einen ersten Entwurf am Stück und beginnen erst im Anschluss mit Streichen, Korrigieren, Erweitern. Meine Perspektive: Das mag ich nicht. Ich beginne jeden Schreibtag damit, die beim vorigen Mal produzierten Zeilen zu lesen, oft auch jene der vorvorigen Session. Das hilft mir beim Eingrooven. Außerdem betreibe ich immer sofort eine Selbstkorrektur, bezogen auf die jüngsten Passagen. In Summe führt das dazu, dass meine Lektoren nach eigener Aussage fast nie etwas zu tun haben.
Fazit: Ein Buch zu schreiben ist eine hochindividuelle Angelegenheit. Es spricht nichts dagegen, sich Tipps abzuholen bei Menschen, die schon einen Schritt weiter sind; oder entsprechende Internetseiten zu konsultieren. Ich habe allerdings gemerkt, dass die meisten Empfehlungen für mich einfach nicht funktionieren. So unbefriedigend das als Fazit sein mag: Man muss für sich selbst herausfinden, wie man „gut schreiben kann“. Manchmal dauert das auch zwei, drei Bücher. 😉
* Nummer 9 (das Kinderbuch) und 10 (Laut.Stark.Leben.) kommen im März und Mai 2025.