Dr. Nico Rose veröffentlicht Studie über Arbeitslust vs. Arbeitsfrust | +900 Teilnehmer

Studienbericht Arbeitsfreude 2019Erwerbsarbeit kann eine Quelle von positiven Emotionen sein, von Gestaltungsfreude, Selbstwirksamkeit und Potenzialentfaltung. Die Erfahrung zeigt allerdings: Zu häufig ist sie das Gegenteil davon. Menschen bleiben, oft aufgrund von schlechter Führung – aber auch einem Übermaß an Bürokratie und Regeln – unter ihren Möglichkeiten. Wer hochmotiviert in einen Job startet, ist bisweilen schon nach wenigen Monaten frustriert, desillusioniert und schiebt in der Folge nur noch Dienst nach Vorschrift. Zudem zeigen die Daten von mehreren Krankenkassen aktuell auf, dass sich die Fehltage aufgrund von psychischen Beschwerden in Deutschland in den letzten zehn Jahren verdreifacht haben – nicht ausschließlich, aber auch als Folge schlechter Arbeitsbedingungen.

Die #ArbeitBesserMachen-Studie

Ziel der Studie (Download-Link) ist es, besser zu verstehen, was den deutschen Arbeitnehmern regel-mäßig ihre Arbeitsfreude raubt. Auf Basis der Daten von mehr als 900 Personen aus verschiedenen Branchen und Funktionen wurden jene Faktoren ermittelt, welche Menschen besonders regelmäßig in den (Arbeits-)Wahnsinn treiben. Zusätzlich zur Quantität ihres Auftretens wurde berechnet, welche dieser Arbeitsfreudevernichter am stärksten in Zusammenhang mit erfolgskritischen Faktoren wie der Wechselabsicht stehen.

Zentrale Ergebnisse

Am meisten stört die Befragten ein Mangel an Ressourcen (Budget, Mitarbeiter) zur Bewältigung der Arbeitsaufgaben – soweit nachvollziehbar in kompetitiven Umfeldern. Doch schon auf dem zweiten Platz folgt ein Faktor, der Personalabteilungen und auch Führungskräften große Sorge bereiten sollte: Branchenübergreifend vermissen viele Personen attraktive Karriereperspektiven. Dieser Punkt zeigt auch den stärksten Zusammenhang mit der Wechselbereitschaft. Auch der Faktor auf dem dritten von insgesamt 30 Plätzen ist bedenklich: Die Daten zeigen, dass das Gros der Mitarbeiter der Führungsetage ihrer Organisation kaum vertraut. Des Weiteren vermissen sie schmerzlich regelmäßiges Feedback, sowohl in Form von Wertschätzung als auch von konstruktiver Kritik.

Weiterhin: Frauen verdirbt es über alle Faktoren hinweg etwas häufiger die Arbeitsfreude als ihren männlichen Kollegen. Das Arbeitsleben ist für sie (oder: erscheint ihnen) insgesamt etwas beschwerlicher. Führungskräfte stören lange Arbeitszeiten, aber nur geringfügig stärker als Nichtführungskräfte. Dafür haben sie im Vergleich zu Personen ohne Führungsrolle bei vielen psychologischen Dimensionen der Arbeit die Nase vorn: mehr Spaß, mehr Selbstwirksamkeit, mehr Sinnerleben.

Im Forschungs- und Bildungssektor lässt es sich gemäß der Daten besonders anregend arbeiten, eher unangenehm geht es im Bereich Stiftungen/Non-Profit zu. Ebenfalls zu empfehlen: der Consulting-Sektor. Hier beklagen sich besonders wenige der Befragten über einen Mangel an Ressourcen bzw. wertschätzende Führung oder auch konstruktiv-kritisches Feedback.

In der Auswertung nach Abteilung/Funktion hält der Marketing- und Kommunikationsbereich eindeutig die rote Laterne. Viele Personen mokieren sich über uninteressante und wenig sinnstiftende Aufgaben – es kommt darüber hinaus regelmäßig zu Konflikten zwischen den eigenen Wertvorstellungen und jenen des Arbeitsgebers. Aber auch bei „harten“ Kriterien (z.B. den Karriereperspektiven) schneidet die Marketingfunktion eher schlecht ab. Anders sieht es aus im Bereich der Strategie und übergreifenden Leitung sowie auch Forschungs- und Entwicklungsabteilungen. Diese Funktionen punkten mit Bestplätzen sowohl bei den psychologischen wie auch objektiven Kriterien der Arbeit.

Hab ich Spaß, geb‘ ich Gas!

Abseits des Zusammenhangs mit der Wechselabsicht wurde u.a. ausgewertet, welche Faktoren dazu führen, dass Arbeitnehmer ihren Job, ihren Vorgesetzten oder auch ihre Organisation (als Arbeitgeber) weiterempfehlen würden – da sich zeigen lässt, dass die Weiterempfehlung als kompakter Indikator für eine große Reihe von wünschenswerten Qualitäten der Erwerbsarbeit fungiert. Für die Empfehlung ihrer Aufgaben rangiert „Spaß bei der Arbeit“ auf Platz 1, für die Weiterempfehlung der Organisation auf Platz 2 – und in puncto Weiterempfehlung des Vorgesetzten immerhin noch auf dem dritten Rang. Des Weiteren zeigt sich ein starker statistischer Zusammenhang zwischen dem Erleben von Spaß und Sinn: Was uns keine Freude bereitet, erscheint uns auch nicht sinnvoll. Dieser Umstand zeigt einmal mehr auf, dass eine hohe emotionale Qualität der Erwerbsarbeit nicht nur „nice-to-have“ ist. Stattdessen sollten Führungskräfte und Personaler es als Kernaufgabe definieren, den Boden für das Entstehen von Arbeitsfreude zu bereiten.